Strahlengefahren – Strahlenschutz

Aufgrund zahlreicher Anfragen möchten wir hier auf Fragen, die uns aktuell gestellt werden, eingehen. Im Falle der Freisetzung von radioaktiven Stoffen in Nachbarländern sind die gleichen Maßnahmen zu treffen, wie bei einem Unfall in einem Atomkraftwerk in Grenznähe.

Zur Ihrer Information empfehlen wir ihnen die Broschüre Strahlenschutz sowie die Broschüre Krisenfester Haushalt. Beide Drucksorten können kostenlos www.zivilschutz-shop.at bestellt werden.

Hier die Informationen des Klimaschutzministeriums (Abteilung Strahlenschutz):

Sollte es zu einer Freisetzung radioaktiver Stoffe kommen, wären nur die unmittelbare Umgebung in der Ukraine und in Belarus betroffen. Österreich wäre in keinem Fall von einer möglichen Freisetzung betroffen.

Nähere Informationen zur aktuellen Situation in der Ukraine aus der Sicht des Strahlenschutzes in Österreich (Abteilung Strahlenschutz im Klimaschutzministerium) finden Sie hier.

Die unten angeführt häufig gestellte Fragen (FAQ) und Antworten hat ebenfalls das Klimaschutzministerium zusammengefasst (Stand 9.3.)

Wie sehr ein Kernkraftwerksunfall Österreich gefährden kann, ist vor allem von der Entfernung der Anlage, der Menge an freigesetzten radioaktiven Stoffen und von den herrschenden Wetterbedingungen abhängig.

Die vier in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke in der Ukraine sind zwischen 700 und 1.300 km von Österreichs Staatsgrenze entfernt. Aufgrund dieser großen Entfernung würden nur sehr große Freisetzungen und die anschließende direkte Verfrachtung radioaktiver Luftmassen nach Österreich zu einer Betroffenheit Österreichs führen.

In diesem Szenario können Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft und von Lebensmitteln notwendig sein. Abhängig von der Jahreszeit, in der ein Unfall stattfindet, können Lebensmittel kontaminiert werden.

Landwirtschaftliche Maßnahmen, die schon vor Eintreffen der kontaminierten Luftmassen durchgeführt werden, können die Kontaminierung von Lebensmitteln effektiv mindern. Nutztiere sollten zum Beispiel mit nicht kontaminiertem Futter versorgt und Glashäuser geschlossen werden. Im Anlassfall werden verstärkte Kontrollen zur Überwachung von Futter- und Lebensmitteln durchgeführt. Bei Überschreiten von EU-weiten Höchstwerten wird das Inverkehrbringen von Lebens- und Futtermitteln aus den betroffenen Regionen verboten.

Schutzmaßnahmen wie die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten oder das Verbleiben in Häusern wären aufgrund der weiten Entfernung der Kernkraftwerke in Österreich nicht zu ergreifen. Aus radiologischer Sicht ist die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten, abhängig vom Unfallhergang und den Wetterverhältnissen, maximal in einer Entfernung von 100 bis 200 km zur Anlage sinnvoll.

Anmerkung: Evakuierungen sind in Österreich auch bei einem grenznahen schweren KKW-Unfall nicht notwendig. Evakuierungen werden bei schweren KKW-Unfällen nur in der unmittelbarsten Umgebung des Kraftwerkes, in den sogenannten Notfallplanungszonen, durchgeführt.

Nein! In der Ukraine sind zurzeit alle Kernkraftwerke im Normalbetrieb. Kaliumiodid-Tabletten sollen nur nach ausdrücklicher Aufforderung der zuständigen Behörden eingenommen werden. Die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten in Österreich ist eine Schutzmaßnahme, die nur bei schweren grenznahen Kernkraftwerksunfällen notwendig sein könnte und dann auch nur in den in Österreich am stärksten betroffenen Gebieten. In einem solchen Fall würden die Behörden die Bevölkerung rechtzeitig über das Sirenenwarnsystem und den ORF – insbesondere auch über den Zeitpunkt der Einnahme – informieren.

Zurzeit findet ein turnusmäßiger Austausch der Kaliumiodid-Tabletten in den Apotheken statt. Die dort gelagerten Tabletten erreichten Ende August 2021 ihr Verfallsdatum. Der aktuell laufende Austausch der Kaliumiodid-Tabletten hat keinen Zusammenhang mit den kriegerischen Ereignissen in der Ukraine.

Mehr Informationen zu den Kaliumiodid-Tabletten sind auf der Website des Gesundheitsministeriums zu finden.

Rasche Alarmierung durch Internationale Alarmierungs- und Informationssysteme: 

Als direkte Reaktion auf den katastrophalen Unfall in Tschernobyl im Jahr 1986 haben die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) und die Europäische Kommission Alarmierungssysteme und Informationsabkommen geschaffen. Damit ist ein Unfallland verpflichtet, die internationalen Stellen und betroffene Staaten so schnell wie möglich – noch vor einer Freisetzung radioaktiver Stoffe – zu alarmieren und mit Informationen zu versorgen. Zusätzlich hat Österreich Informationsabkommen mit seinen Nachbarstaaten und mit anderen Staaten wie der Ukraine geschlossen. Durch diese Abkommen würde Österreich bei einem KKW-Unfall in der Ukraine rasch alarmiert werden.

Prognosesysteme schätzen mögliche Auswirkungen auf Österreich frühzeitig ab: 

Um Auswirkungen auf Österreich frühzeitig abschätzen zu können, verfügt das BMK über spezielle Prognosesysteme. Freigesetzte radioaktiv kontaminierte Luftmassen können sich –je nach Windstärke und Windrichtung – über weite Distanzen ausbreiten. Mit Hilfe von Wetterprognosen und Modellrechnungen wird die Ausbreitung der kontaminierten Luftmassen prognostiziert. Damit können die wahrscheinlich betroffenen Regionen in Österreich schon frühzeitig erkannt sowie die zu erwartende Kontamination und die Strahlendosis für die Bevölkerung rasch abgeschätzt werden. Auf Basis dieser Informationen werden Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gesetzt.

Automatische Strahlenmesssysteme:

Sollte es zu einer Freisetzung und großräumigen Verfrachtung radioaktiver Stoffe kommen, würden diese durch automatische Strahlenmesssysteme im In- und Ausland detektiert werden und den Bereitschaftsdienst im BMK sofort alarmieren. Diese Messdaten erlauben eine Einschätzung der Lage und das Setzen von notwendigen Maßnahmen.
Die Strahlenschutzabteilung im BMK ist für die Überwachung der Umweltradioaktivität zuständig. Er verfolgt die Situation in Österreich mit Hilfe des Österreichischen Strahlenfrühwarnsystems. Dabei handelt es sich um ein österreichweites automatisches Messsystem, das die Umwelt permanent auf radioaktive Kontaminationen hin überwacht. Erhöhte Messwerte, wie sie bei sich ausbreitenden radioaktiv kontaminierten Luftmassen registriert würden, lösen sofort einen Alarm aus. Zusätzliche vollautomatische Luftmonitorstationen an den österreichischen Grenzen können Art und Menge der radioaktiven Stoffe in der Luft bestimmen. Zwischenstaatliche Vereinbarungen ermöglichen zusätzlich den Online-Datenaustausch zwischen dem österreichischen Strahlenfrühwarnsystem und gleichartigen Messnetzen der Nachbarstaaten. Dadurch können im Fall einer Freisetzung von radioaktiven Stoffen die Auswirkungen auf Österreich frühzeitig abgeschätzt werden. Aktuelle Messwerte des Strahlenfrühwarnsystems sind auf der Website des BMK abrufbar (→ strahlenschutz.gv.at).

Das laborgestützte Überwachungsnetz kann auch geringste Spuren radioaktiver Stoffe in der Luft nachweisen:

Neben den automatischen Strahlenmesssystemen betreibt Österreich ein laborgestütztes Überwachungsnetz, welches eine genaue Angabe über den Gehalt radioaktiver Stoffe in der Umwelt und in Lebensmitteln erlaubt.
Auch geringste Mengen radioaktiver Stoffe in der Luft können mit Luftfiltern gemessen werden. Sollten in anderen europäischen Ländern Spuren von Radioaktivität in der Luft nachgewiesen werden, würde Österreich sofort Informationen über die entsprechenden europäischen Messlabors bekommen.

Nein. Für Österreich besteht aktuell keine Gefahr aufgrund des Störfalls im KKW Saporischschja. Zum Hintergrund: Aufgrund des Artilleriebeschusses auf das ostukrainische Kernkraftwerk (KKW) Saporischschja kam es in den frühen Morgenstunden des 4.März zu einem Brand in einem Trainingsgebäude des Block 1 der Anlage. Das Feuer konnte inzwischen gelöscht werden. Die insgesamt 6 Reaktorblöcke der Anlage Saporischschja wurden nicht beschädigt. Die Anlage befindet sich unter russischer Kontrolle.

Es wurden keine radioaktiven Stoffe freigesetzt. Die Messsysteme in der Ukraine, in Österreich und in seinen Nachbarstaaten zeigen keine erhöhten Messwerte. Dies wurde auch von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) bestätigt.

Die Abteilung Strahlenschutz im BMK beobachtet die Situation in der Ukraine rund um die Uhr und ist in intensiven Kontakt mit der Internationalen Atomenergie-Organisation.